Bücher zu machen war schon immer politisch – ein Gespräch mit Dietrich zu Klampen

Kurzvorstellung: Ich heiße Dietrich zu Klampen, bin 63 Jahre alt, studierter Diplom-Pädagoge, bin verheiratet und habe zwei wunderbare Töchter. 

Was machst Du beruflich, wo liegt dabei der Fokus?

Seit 1983 betreibe ich mit meinem Kompagnon Rolf Johannes den zu Klampen Verlag und freue mich, einen extrem vielseitigen und aufregenden Beruf zu haben. Nun ja, der Fokus liegt auf dem BücherMachen.

In welchem Bereich fühlst du Dich am wohlsten und warum?

Am liebsten rege ich Buchprojekte an. Ist ja auch bei einem Verleger naheliegend. Es ist so spannend, sich von den kompetentesten und erfahrensten Menschen Fragen beantworten zu lassen, die einen selbst bedrängen. Großartig!

Viele Menschen spüren, dass sich die Welt um sie rasant schnell verändert. Wir nimmst Du dies wahr, was sind Deine Konsequenzen?

Ja, die Welt verändert sich schnell und leider nicht immer zu ihrem Vorteil. Die Vertwitterung der politischen Diskussion, die unberechtigte Verkürzung, die Phrasendrescherei, die traurig stimmenden Hassreden – die veranlassen mich, immer weiter möglichst differenzierende Bücher zu machen.

Welche Geschäftsmodelle haben in Zukunft die besten Chancen?

Wenn ich das nur wüsste! Ich hoffe, dass vielen Menschen die oben genannten Tendenzen so sehr auf die Nerven gehen, dass sie sich wieder Zeit nehmen für ein gutes Buch.

Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung während der bisherigen Corona-Pandemie?

Wie die Buchhandlungen um jeden Kunden gekämpft haben und dass das Buch nicht untergegangen ist.

In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?

Die Büchermacherei war schon immer politisch. Allerdings verstehe ich darunter nicht, dass sich das Programm eines Verlages einer politischen Linie verdankt, sondern vor allem, dass die Bereitschaft gefördert wird, sich auch mit gut begründeten Gegenpositionen auseinanderzusetzen. So haben wir viele Bücher im Programm, die unseren eigenen Überzeugungen durchaus widersprechen. Aber wichtig sind sie – vielleicht gerade deshalb – doch.

Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung? Was ist Dir im Job besonders gut gelungen? Was war für Dich eine völlig neue Erfahrung?

Die beste Erfahrung für mich ist das unglaubliche Engagement meiner hochkompetenten Kolleginnen im Verlag. Ich fasse es nicht, wie gut und gleichbleibend liebenswert sie sind, obwohl wir doch alle unter eher schwierigen Bedingungen arbeiten.

Gut gelungen ist mir, dass es den Verlag noch gibt. Allerdings ist das nicht mein Verdienst, sondern vermutlich tatsächlich Glück. Und das liegt ja bekanntlich bei den Doofen… Die neue Erfahrung war, dass zu Beginn der Coronakrise über zwei Wochen keine einzige Bestellung bei uns eintrudelte und dann am Jahresende besonders viele anspruchsvolle Sachbücher bestellt wurden. Verstehe, wer will.

Welche Tools arbeiten für Dich sinnvoll, womit erleichterst Du Deinen Alltag?

Die Pandemie hat Homeoffice erst erzwungen, nun ermöglicht. Wir sind in unserem Team mit Gathertown verbunden, dass uns ein vorzüglicher Praktikant installiert hat: Wir sitzen virtuell an unseren Schreibtischen und können uns mit Doppelklick ganz einfach gegenseitig besuchen. Erreichen wir den Schreibtisch unserer Kolleginnen, schalten sich Mikro und Kamera ein, und schon haben wir eine fast perfekt Simulation des Büroalltages. Nur, dass ich den Kuchen nicht durchbeamen kann.

Hast Du ein Motto? Wenn ja, welches?

Nein, ich habe kein Motto. Wäre wieder ein unzulässige Verkürzung. Leider!

Wo findet man Dich in den sozialen Netzwerken?

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bücher

Foto: Stefan Hilden

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