Davonkommen – Fabio Andina

In dem Roman „Davonkommen“ von Fabio Andina wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der aufgrund der Trennung von seiner Frau und der drohenden Gefahr, auch noch seinen Sohn zu verlieren, gezwungen ist, in eine alte Berghütte in einem Bergdorf zu ziehen. Getrieben von der Angst und der Verzweiflung nimmt er jeden Job an, den er bekommen kann, pendelt zwischen seinem Psychiater und seiner Anwältin hin und her und betäubt seine Sorgen mit Bier und Tabletten.

Der Autor beschreibt einfühlsam und eindringlich die emotionalen Zustände des Protagonisten, der sich in einer tiefen Krise befindet. Die Verzweiflung und die Angst vor dem Verlust seines Sohnes werden intensiv geschildert und der Leser kann sich gut in die bedrohliche Lage hineinversetzen. Die spürbare Ausweglosigkeit der Situation wird durch die Beschreibung des Alltags und der Bemühungen, Arbeit und Ablenkung zu finden, verdeutlicht.

Die Hütte wird für ihn nach und nach zu einem Refugium, einem Ort der Geborgenheit und des Friedens. Hier kann er seine Zeit mit seinem Sohn verbringen und gemeinsame Erinnerungen schaffen – hier kann er die Ruhe und die Schönheit der Natur genießen und neue Kraft schöpfen.

Er beginnt wieder zu malen und findet in seinen Talenten und Hobbys einen Weg, um weiterhin mit seiner Situation umzugehen und das tiefe Loch zu verlassen, in dem er zum Anfang des Romans feststeckte. Die Beschreibung seiner Kunst und die visuelle Begegnung mit dem Künstler Alfonso Ossorio (stilistisch ähnlich Jackson Pollock) sind faszinierend und verleihen dem Roman eine weitere Dimension.

Davonkommen

„Davonkommen“ ist ein Buch über Transformation, über Verlust, Krise und Neuanfang, das durch seine eindringliche Sprache und seine facettenreichen Charaktere überzeugt. Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und noch lange im Gedächtnis bleibt.

Wer den ersten Roman (Tage mit Felice) von Fabio Andina gelesen hat, wird darin vielleicht auch Teile einer größeren Geschichte entdecken, eines ist auf jeden Fall – Fabio Andina ist ein erstklassiger Autor, von dem man sich noch viele neue Erzählungen wünscht.

Davonkommen

Fabio Andina, geboren 1972 in Lugano, studierte Filmwissenschaften und Drehbuch in San Francisco. Heute lebt er im Bleniotal. Sein Roman Tage mit Felice erschien 2020 auf Deutsch, wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. 2021 folgte der zweisprachige Prosaband Tessiner Horizonte – Momenti Ticinesi mit Zeichnungen von Lorenzo Custer.

Verlag: https://rotpunktverlag.ch/

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