„Storytelling liegt in den Genen – archaische Mythen erklären die Welt“ – Interview mit Sigrid Jo Gruner

Was machst Du beruflich, wo liegt dabei der Fokus?

Ich bin drei: Redakteurin (Premium-Businesstext), Autorin/Geschichtenerzählerin (narrative Formate), Strategin (Positionierung/Branding). Alle drei verstehen wir uns (meist) großartig. Jede schöpft aus allem: Fiktion. Fakt. Flow.

In welchem Bereich fühlst du dich am wohlsten und warum?

Ich mag es, harte, klare Fakten über Infotainment verständlicher und erlebbarer, eben „süffiger“ und sympathischer werden zu lassen. Storytelling liegt in unseren Genen, die archaischen Mythen erklären die Welt. Wenn ich den eigentlichen, subkutanen Themen unter den vordergründigen nachspüre, entfalten Wort und Text Ausstrahlung und Nachhall im Unbewussten. Und wissen wir nicht längst, dass hier die Entscheidungen getroffen werden?

Viele Unternehmen spüren, dass sich die Welt um sie rasant schnell verändert. Wir bringst Du diese Erfahrung zu Deinen Kunden, wie vermittelst Du sie Ihnen?

Gerade mittelständische Unternehmen hegen noch durchaus ernstzunehmende Vorbehalte gegenüber den Herausforderungen und Risiken der digitalen Revolution und verkennen dabei nicht selten ihre Chancen. Veränderung liegt Menschen nicht wirklich, doch wir müssen ja (auch und vor allem im persönlichen Bereich) nicht alles mitmachen; nicht alles was neu ist, ist auch besser. Unternehmen, die diesem Paradigmen- und Kulturwandel nicht proaktiv und neugierig begegnen, bremsen sich allerdings selbst aus und fordern andere auf, sie von rechts zu überholen. Strategie, Wort und Text (und hier sind wir Wortdienstleister gefordert) können Ängste abbauen und Zuversicht in die Zukunft, Lust auf Experiment und Mut zum kalkulierten Risiko wachsen lassen.

Wie würdest Du aus Deiner Sicht den Begriff „Digitalisierung“ erklären?

Ein Paradigmenwechsel analog der Industriellen Revolution in einem ungleich rasanteren Tempo und mit ungleich gravierenderen Veränderungen. Business Digitalisierung erschöpft sich keineswegs in technologischer Aufrüstung. Sie bezieht alle Unternehmensunits ein – Geschäftsmodell, Unternehmenskultur, Führungshierarchien, Organisationsform, Human Relations, die gesamte Haltung – PR, Marketing und Kommunikation nicht zu vergessen! Buzzword: Digitales „Mindset“.

Welche Geschäftsmodelle haben in Zukunft die besten Chancen?

Die Erfolgsgiganten Amazon, Netflix, Airbnb oder Uber leben es uns im Datenzeitalter vor: Digitale Plattform- und Abo-Systeme, digitale Produkte, digitales Learning, digitale Services gewinnen an Akzeptanz. Die Macht besitzen smarte, mit Datenhoheit gesegnete Unternehmen und ihr ständig wachsender Appetit auf persönliche User-Daten. Sie interessieren sich für uns nur insoweit wir für sie als Datengeber nützlich sind. Das ist eine gravierende Volte in der traditionellen Unternehmen-Konsument-Konvention. Das physische Produkt wird uninteressanter. Schon jetzt zahlen einige Fluglinien für Flieger lediglich nach Bedarf und Ausnutzung. Als Kunde sind wir informierter und anspruchsvoller und weniger am Einzelprodukt interessiert, dem wir ein Leben lang treu bleiben. Wir wünschen uns emotionale Erlebnisse und vernetzte, ganzheitliche Lösungen für unsere Fragen und Probleme. Künstliche Intelligenz ist bereits in vielen Feldern hochaktiv – Gesundheit, Forschung, Technik, Produktion, Elektronik, in Werbung und Film. Tendenz steigend. Bald kauft unser Kühlschrank selbst ein, weil uns ein ausgeklügeltes Nachfüllsystem die Planung (aber auch die Verantwortung!) abnimmt, und wir erwerben kein Auto mehr, sondern eine Mobilitätslösung.

Was hast Du bisher für Erfahrungen mit der DSGVO gemacht? Wir haben ja 2018 alle viel Zeit und Geld in das Thema gesteckt, gibt es bereits Erfahrungen damit? Wirkt sich die aktuelle Gesetzgebung praktisch auf Dein Business aus?

Die DSGVO hat Zeit, Finanzinput und Kopfschmerzen gekostet und schnell aus dem Boden gewachsene „Experten“ gut ernährt. Meine Erfahrung? Die unbeschwerte, spontane Lust Kunden anzusprechen – etwa über E-Mail – ist gedämpft. Ich selbst reagiere gereizter auf Akquise-Mails und Kalt-Anrufe.

In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext Verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?

Unsere Arbeit als strategische Kommunikationsprofis ist immer gesellschaftlich orientiert. Im Grunde geht es dabei nicht nur um die einzelne Organisation, auch wenn diese zentral steht. Wir senden immer auch gesamtgesellschaftliche Impulse aus. Als Journalistin und Autorin bedauere ich, dass durch die ungebremste Möglichkeit sich zu Allem und Jedem unprofessionell zu äußern (auf digitalen Ebenen) Fakt und Information stark an Wert einbüßen. Gleichzeitig wächst auch eine Scheu vor dem (öffentlich geäußerten) klaren Wort. Man könnte ja von „Trollen“ angegriffen werden. Die Vielfalt der Meinungsäußerung (im Dienst von Information und politischer Aufklärung, Meinungsbildung und Teilhabe an der gesellschaftlichen Fortentwicklung) wurde ausgehebelt. Beispiel Austria: Der unverhohlene Griff von österreichischen Regierungsmitgliedern nach dem Meinungsmonopol der führenden nationalen Tageszeitung lässt frösteln.

Doch da fällt mir auf – ich äußere mich ja auch gerade zu Themen, von denen ich wohl nur die Spitze des Eisbergs wahrnehme.

Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung? Was ist Dir im Job besonders gut gelungen? Was war für Dich eine völlig neue Erfahrung?

Erfolgsmomente? – Immer dann, wenn es zu einem intensiven Kontakt und Dialog mit dem Kunden kam und die gemeinsame Arbeit davon stark profitierte. Besonders befriedigten mich komplexe Projekte mit Sinn & Relevanz, die weniger dem Kommerz, eher dem Gemeinwohl dienten. Öko- und Social Sponsoring. Public Affairs. Positionierung gehört immer dazu. Neues habe ich immer neugierig angenommen. Es begann mit dem ersten Job für die Regionalzeitung mit 15 und führte über unterschiedlich lange Phasen in Medien, Kommunikationsagenturen, Kultur, Politik wieder zu Redaktion & Text & Manuskript & Buch. Heute plane ich tatsächlich digitaler – etwa ein Premium-Newsletter-Abo für Menschen, die weiterdenken, ein Video-Serial oder ein Podcast reihe zu Personality- und Genussthemen. Ein How-to-Playbook für Gründer und Solisten. Mein Romanprojekt „Zitronenliebe“ (AT) will auch beendet werden.

Welche Tools arbeiten für Dich sinnvoll, womit erleichterst Du Deinen Alltag?

Da mache ich noch zu wenig. Im Moment teste ich eine neue Autoren-Software und beschäftige mich – auch im Kundeninteresse – mit Online-Marketingstrategien.

Hast Du ein Motto? Wenn ja, welches?

Zwei (oder mehr):

Das machen, wo das Herz liegt.

„Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann)

Wo findet man dich in den sozialen Netzwerken?

Gerne auf XING, Linkedin, Twitter, seltener Facebook. Instagram und YouTube teste ich gerade. Auf 1a-Grenadas „tobe“ ich mich als Bloggerin aus.

MissWord! Manufaktur für das wirksame Wort.
Inh.: Sigrid Jo Gruner
Casinostraße 6 a
D-53474 Bad Neuenahr
Telefon (02641) 384287
dialog@missword.de
https://www.missword.de

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