Rolf Nobel zählt zu den bekanntesten Dokumentarfotografen Deutschlands. Im Jahre 2013 gründete Rolf Nobel den Verein zur Förderung der Fotografie in Hannover e.V., deren Vorsitzender er seitdem ist. 2014 wurde von dem Verein in der Südstädter Eisfabrik die Fotogalerie GAF eröffnet. Die Galerie zeigt ausschließlich journalistische und dokumentarische Fotografie. Im Interview spricht er über sein langjähriges Interesse an Fotojournalismus und authentischen Arbeitswelten und über sein aktuelles Buch „Arbeiter der Meere“, das den Alltag von Menschen zeigt, die auf und mit dem Meer arbeiten.
Rolf Nobel, bitte stelle Dich kurz vor:
Ich habe nach einer Ausbildung zum Lithographen Visuelle Kommunikation in Hamburg studiert und lange Jahre als Fotojournalist gearbeitet, ehe ich von 2000 bis 2016 als Professor zuerst an der HAW in Hamburg und dann in Hannover an der Fachhochschule am Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie gelehrt habe.
Was machst Du beruflich/hauptsächlich, wo liegt dabei der Fokus?
Eigentlich bin ich Rentner seit 2016, aber ich fotografiere und schreibe gelegentlich noch Reportagen, zuletzt mehrfach für den stern und für Publik. Mich interessier neben den Arbeitswelten vor allem die Reisefotografie.
In welchem Bereich fühlst du Dich am wohlsten und warum?
Arbeitswelten haben mich schon immer fotografisch interessiert, was wohl mit meiner Herkunft als Kind einer Arbeiterfamilie zusammenhängt. Fotografisch ist das Thema spannend, weil die Protagonisten, wenn man sie auf Augenhöhe behandelt, sehr schnell vergessen, dass man mit der Kamera dabei ist und man danach wunderbar authentische Bilder machen kann. Und während der 16 Jahre in der Lehre habe ich mich auch sehr wohl gefühlt, trotz der Hochschulbürokratie. Ich mag es, wenn ich Wissen und Haltung an junge FotografInnen weitergeben kann.
Viele Menschen spüren, dass sich die Welt um sie rasant schnell verändert. Wir nimmst Du dies wahr, was sind Deine Konsequenzen?
Der wachsende Rechtsradikalismus macht mir große Sorgen. Manchmal deprimiert mich das. Ich dachte eigentlich, dass wir diese Zeit mit dem Ende des Nationalsozialismus hinter uns hätten. Ich bemühe mich, rechtem Gedankengut so gut wie möglich entgegenzutreten und meine Haltung auch weiterzugeben.
Welche Geschäfts- und Lebensmodelle haben in Zukunft die besten Chancen?
In meiner Fotojournalistenwelt ist es gerade für junge Menschen sehr schwer geworden, Fuß zu fassen und über die Runden zu kommen. Nur mit Fotojournalismus geht es nur noch in Ausnahmefällen, deshalb muss man den wohl mischen mit anderen Feldern wie zum Beispiel Public Relations. Ansonsten lebe ich mit humanistischen Idealen und versuche Menschen so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte.
Beschäftigst Du Dich mit dem Thema KI? Wie siehst Du den Ausblick damit für die nächsten Jahre?
Ich glaube nicht, dass KI im Fotojournalismus eine große Rolle spielen wird. In der werblichen Fotografie wird KI aber zu erheblichen Auswirkungen führen.
Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung während der Corona-Pandemie? Wie hat sich Dein Kontakt mit anderen Menschen dadurch verändert?
Für mich hat sich während Corona wenig verändert, lediglich die Schließung der GAF hat mein Leben etwas verändert. Die Haltung zur Impfung hat mit den sich daraus ergebenden verhärteten Diskussionen einige Beziehungen zu Bekannten belastet.
In einer Zeit, in der bisher definierte Berufsbereiche immer mehr ineinander übergehen und sich gemachte Erfahrungen im neuen Kontext verändern: wie politisch und/oder gesellschaftlich muss/darf unsere Arbeit sein?
Das hängt stark von der eigenen Tätigkeit ab. In meinem Beruf ist die Arbeit immer politisch.
Was war für Dich eine besonders gute Erfahrung? Was ist Dir besonders gut gelungen? Was war für Dich eine völlig neue Erfahrung?
Dass ich nach 16 Jahren Lehre an der Hochschule offenbar immer noch ganz gut fotografieren konnte und ich Abnehmer für meine Reportagen fand, war sicher eine gute Erfahrung. Auch die lange und intensive Arbeit an meinem Buch- und Ausstellungsprojekt »Arbeiter des Meeres« und die starke Resonanz darauf war eine neue und gute Erfahrung.
Welche Tools arbeiten für Dich sinnvoll, womit erleichterst Du Deinen Alltag?
Die digitalen Medien haben für uns Journalisten und Fotografen die Arbeit wahnsinnig erleichtert. Sowohl bei der Präsentation, der Recherche und der Bildbearbeitung.
Wo findet man Dich in den sozialen Netzwerken?
Auf Facebook und auf Instagram.
Webseite: https://www.rolfnobel.de/

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